In den letzten zwei Wochen war hier wieder einiges los, darunter leider auch wieder ein unglücklicher Tierarzt-Besuch. Ich weiß bis heute nicht wirklich, was da los war: Ich war den ganzen Tag im Home Office und die beiden Wellis waren quietschfidel. Dann ging ich nachmittags eine halbe Stunde ins Nachbarzimmer, um zu malen, und als ich wieder in den Flur kam, saß Tchio verstört auf der Stange, schüttelte sich immer wieder, zitterte dazwischen heftig mit den Flügeln und hatte den Schwanz senkrecht nach unten gerichtet (kein Wippen). Ich kann nicht richtig einordnen, was da los war, aber auf mich wirkte es in diesem Moment akut bedrohlich. Das Schütteln und Zittern hörte dann nach ca. einer Minute auf, aber den Schwanz hielt er weiterhin nach unten gerichtet, was ich als Zeichen für Schmerzen kenne. Es war in dem Moment 17:30 Uhr und ich musste im Endeffekt entscheiden, jetzt sofort den Tierarzt anzurufen oder bis morgen zu warten. Ich habe mich dann für ersteres entschieden, weil ich einfach Angst hatte, dass es gleich wiederkommt, womöglich schlimmer wird. Also angerufen: Ich solle sofort vorbeikommen. Ich also Tchio eingefangen. Dabei hat sich Sasu dann auch noch zu allem Überfluss einen Blutkiel am rechten Flügelrand zerhauen, also musste ich ihn auch direkt einpacken und mitnehmen. Zum Glück hat der Kiel nicht stark geblutet, der Tierarzt hat ihn dann sofort gezogen und die Blutung stoppte auch direkt. An Tchio ließ sich nicht viel Auffälliges finden: Er war nicht offensichtlich verletzt, er ist gut genährt und hat eine starke Brustmuskulatur, konnte fliegen, aber wir haben etwas Blut am Scheitel gefunden. Der Tierarzt hat allerdings keine passende Kopfwunde dazu gefunden - vielleicht ist er auch mit dem Kopf an Sasus Flügel gekommen, ich weiß es nicht. Letztlich hat er das Verhalten auch nicht wieder gezeigt, weder beim Tierarzt, noch Zuhause, bis heute nicht (fast 2 Wochen danach). Ich war in den letzten 2 Wochen fast nur Zuhause, habe die beiden dadurch auch viel beobachten können. Er macht insgesamt einen sehr fitten Eindruck, plustert sich nicht stark, schläft nicht vermehrt, frisst normal, Kot sieht normal aus, er fliegt gerne wild herum und quasselt und schimpft lautstark. Als ich meiner Mutter die Situation schilderte, meinte sie, vielleicht sei er verstopft gewesen. Im Transportkäfig hatten die beiden natürlich stressbedingt Durchfall des Todes - sollte es Verstopfung gewesen sein, hatte es sich danach mit Sicherheit erledigt. Ich weiß es nicht, der Tierarzt war sich auch nicht unsicher. Vielleicht hat er sich wirklich irgendwo den Kopf gestoßen. Ich weiß nicht, ob ich da überreagiert habe - habe natürlich auch nicht daran gedacht, ein Video zu machen von dem Schütteln und Zittern -, aber mich hat es in dem Moment echt kalt erwischt. Na ja. Wenn Tchio weiterhin immer wieder Auffälligkeiten zeigt, müssen wir doch nochmal ein komplettes Check-up machen. Irgendwie ist er unser kleines Sorgenkind geworden, leider.

Foto: Tchio macht sich gerade bereit fürs Mittagsschläfchen. Mit dem neuen Deckenfluter sieht man seine verschiedenfarbigen Federn sehr schön 
Aber das ist natürlich nicht das Einzige, das in den letzten zwei Wochen passiert ist: Inzwischen haben unsere beiden Flauscher ihren Frischkost-Plan neben Salat und Gurke auch noch um Möhre erweitert - gerade Sasu ist davon schwer begeistert (und schmiert sie sich natürlich auch überall um den Schnabel ins schneeweiße Gefieder, beim Kraulen fand Tchio kürzlich sogar Möhre unter dem Schnabel
). Nachdem das Eis einmal gebrochen war, probieren die beiden inzwischen alles, was wir ihnen an die übliche Futterstelle hängen, sofort. Bisher gab es auch noch keine unbeliebten Obst- und Gemüsesorten, hier wird einfach alles verputzt
Aktuell rotieren wir durch zwischen Salat, Gurke und Möhre und alle 2-3 Wochen gibt's auch mal ein bisschen Apfel. Wenn wieder Saison ist, wollen wir auch mal eine Himbeere oder Erdbeere probieren sowie Vogelmiere 

Foto: Tchio: "Eh, du hast da Möhre unter dem Schnabel." Sasu: "Egal, mach weiter." 
Unsere tägliche Hirse-Fütterung läuft auch jeden Tag besser: Inzwischen wird nur noch sehr selten gezögert, bevor die beiden zur Hand kommen. Tchio ist manchmal so ungeduldig, dass er schon fast kopfüber von der Stange hängt, wenn die Hirse-Hand langsam hochkommt, so nach dem Motto: "Los, los, schneller, hopp, hopp, hopp!" Sasu saß inzwischen schon mehrfach mit beiden Füßchen auf meiner Hand, obwohl er nicht müsste. Er flitzt dann auch manchmal über die Hand, mal stützt er sich mit einem Fuß ab, mal sitzt er mit beiden Füßchen drauf, mal hält er zusätzlich die Hirse mit einem Fuß usw. Er wird immer unbedarfter und vertrauensvoller, das ist wirklich toll zu beobachten
Heute hat tatsächlich auch Tchio zum allerersten Mal ein Füßchen auf meine Hand gestellt, um sich besser abstützen zu können, was mich unheimlich gefreut hat, da Tchio insgesamt ein bisschen misstrauischer ist. Dass er nun auch auftaut, ist wirklich toll 

Foto: Mein Partner füttert die beiden mit Hirse, ihm gegenüber werden sie auch immer vertrauter 
Ansonsten hat Tchio in der vergangenen Woche zum allerersten Mal gebadet, allerdings nicht (wie eigentlich gedacht) im dafür vorgesehenen Badehaus, sondern (natürlich) im Trinknapf. Tatsächlich kam er aber auch nicht von selbst auf die Idee: Er hatte wieder seine 5 Minuten und tobte gerade wie ein Wirbelwind durch den Käfig, während Sasu auf dem Trinknapf saß und entspannt am kühlen Nass nippte. Dann kam Tchio angeschossen und hatte so einen Affenzahn drauf, dass er natürlich Schnabel voraus in den Trinknapf fiel. Sasu hat sich schnell aus dem Staub gemacht, während Tchio sich aus dem Napf kämpfte. Dann saß er auf dem Rand und man sah ihm an, wie es in ihm ratterte: "Da kann man ja drin BADEN
". Es dauerte dann auch nur wenige Sekunden, bis er wieder drin war und ganz vergnügt im kleinen Edelstahlnapf badete. Später ging er dann nochmal rein und zwei Tage später habe ich ihn wieder drin erwischt. Also: Tchio badet doch ganz gerne - nun müssen wir ihnen nur noch vermitteln, dass sie eigentlich nicht im Trinkgefäß baden sollen 
Der Freiflug ist leider - trotz aller Mühe - immer noch ein schwieriges Thema für die beiden. Die beiden haben jeden Tag Phasen, in denen sie ganz wild sind, die Flügel und den Schwanz schütteln und dann laut zeternd durch ihren Käfig flattern, aber leider tun sie das weiterhin vor allem im Käfig - selbst wenn dieser offen ist. In der letzten Woche hatten wir immerhin noch zwei kleine Erfolge zu verbuchen: Tchio ist nochmal zwei Mal aus dem Käfig rausgeflogen und hat ein paar Runden gedreht, ist danach aber immer sofort wieder zurückgeflogen. Sasu hat sich seit dem ersten Freiflug noch gar nicht wieder getraut, aber ich glaube, er würde Tchio folgen, wenn der mal ein bisschen länger außerhalb des Käfigs bliebe. Aber da hat er irgendwie noch keinen Bock drauf. Inzwischen habe ich auch das Gefühl, der offene Käfig stresst die beiden nicht mehr so. Anfangs dachte ich, es liegt vielleicht auch daran, dass die beiden sich nicht raustrauen, wenn wir im selben Raum sind, aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Bisher sind die beiden nur rausgekommen, wenn ich mit ihnen im Flur war und dort im Home Office gearbeitet habe. Wenn ich den Raum verlasse - selbst wenn die Tür offen ist -, machen die beiden gar keine Anstalten mehr, rauszukommen oder raus zu wollen.
Die Birdlamp ist in der Zwischenzeit im Übrigen auch angekommen - und ging sofort Retoure. Wir hatten sie aufgebaut und nach 2 (!) Stunden ist die Glühbirne schon durchgeknallt. Sie hatte richtige Schmorspuren und die Steckdosenleiste, in die wir die Lampe gesteckt hatten, hat sich danach auch nicht mehr normal verhalten, also die auch direkt entsorgt. Wir haben auch keinen Ersatz mehr bestellt, so eine mistige Technik kommt nicht in die Wohnung und vor allem nicht so nah an den Käfig. Wir haben nun einen ganz einfachen Deckenfluter gekauft mit einer leistungsstarken, tageslichtweißen LED-Lampe und der Effekt ist im Endeffekt derselbe: Die beiden Flauscher waren sofort viel aktiver, der Flur ist heller und das bläuliche Licht vermittelt: "Hallo, jetzt ist Tag, auch wenn es draußen nicht so aussieht."
Ansonsten hatten die beiden Flauscher Donnerstag gegen Mitternacht ihren allerersten Night Fright - zum Glück ist nichts passiert. Ich hatte selbst gerade erst vor 20-30 Minuten das Licht ausgemacht und war weggedämmert. Da wir die Schlafzimmertür immer ein Stück offen lassen, bin ich zum Glück direkt von dem Flattern wach geworden und in den Flur gestürzt, um das Licht anzumachen. Die beiden wurden dann auch sofort still, hingen am Gitter und schauten mich aus ihren schwarzen Kulleraugen ganz verschreckt an. Ich hab dann ca. 20 Minuten mit ihnen gesprochen und nach Verletzungen gesucht (zum Glück alles gut, auch Sasus Blutkiel am anderen Flügel - ich mach drei Kreuze, wenn die Mauser endlich vorbei ist), bis sie wieder auf ihren Schlafplätzen saßen und sich beruhigt hatten. Als Auslöser habe ich eine leere Wasserflasche im Verdacht, die aus irgendeinem Grund zwischen den vollen Flaschen im Flur stand und in der sich Unterdruck gebildet hat. Sie ist wohl umgefallen; als ich da war, poppte sie auch nochmal und rollte dadurch auf dem Boden. Wir haben das Nachtlicht, das die beiden eigentlich haben, nun auch an eine andere Steckdose gehängt, damit der Flur noch ein bisschen heller ist, falls das nochmal vorkommt. Aber eigentlich sind die beiden nicht besonders schreckhaft, insofern hoffe ich, dass das nicht häufiger vorkommt. Ich konnte danach jedenfalls 2 Stunden nicht mehr schlafen und habe die ganze Zeit in den Flur gehorcht 

Foto: Sasu grüßt aus dem Klettergerüst, seinem neuen Lieblingsspielzeug 