Ich bin sehr traurig, Fridolin war erst seit August 2021 bei mir und wurde nur 3 Jahre alt.
Als ich ihn von einer jungen schwangeren Frau übernahm, hatte er seine Partnerin verloren. Weil die Halterin ein Baby erwartete, wollte sie keinen weiteren Welli mehr aufnehmen. Sie erzählte, dass er bereits mehrere Monate allein saß und sie keine Zeit hatte, sich um ihn zu kümmern. Ich wusste ja, dass Nobody, so hieß er vorher, flugunfähig war, aber angeblich sollte er gut zurecht kommen mit dieser Einschränkung.
Nach seiner Ankunft merkte ich bald, dass dem überhaupt nicht so war, er tat sich mit dem Klettern schwer, er war sehr ruhig, saß auf der Schaukel und ging nur dort runter um zu futtern und zu trinken. Er liebte Hirse, Möhrchen und ab und an eine Knabberstange, an die er gewöhnt war. Der Eingangscheck war soweit - bis eben auf den lahmen Flügel - okay. Fridolin blieb scheu, er wurde einfach nicht munterer, er wollte nicht aus dem separaten Käfig raus in die Voliere. Meine anderen vier Wellis besuchten ihn regelmäßig, doch nur Leopold schaffte es, dass Fridolin ein wenig engeren Kontakt zu ihm aufnahm. Vor zwei Wochen war er plötzlich raus aus dem Käfig und Rübe half mit seinem Ruf ihn im Zimmer ausfindig zu machen. Da setzte er sich tatsächlich auf meine Hand und ließ sich durch den Raum tragen.
Vorgestern kam eine weitere Überraschung, über die ich mich riesig freute. Fridolin setzte sich auf meinen Finger, nachdem ich einen Versuch gestartet hatte, putzte sich und tschilpte sogar ein wenig. Es war wohl das letzte Aufleben. Ausgerechnet heute war ich den gesamten Vormittag nicht daheim, sondern mit meiner Schwester bei unserer sehr alten Mutter, die nun viel Zuwendung und Gespräche braucht.
Als ich zurück kam, saß Fridolin auf dem Käfigboden. Ich nahm ihn auf, streichelte ihn, hielt ihn in meinen Händen.
Er ist kurz darauf für immer eingeschlafen. Ob er auf mich gewartet hat? Ich kann gar nicht beschreiben, wie traurig mich das macht, weil der kleine Kerl mir so leid tat, dass er in seinem kurzen Leben nicht glücklich sein konnte. Er war mir sehr ans Herz gewachsen mit seiner scheuen, ruhigen, lieben Art.
Nun sind es wieder meine vier "alten" gefiederten Freunde, die bei mir sind. Ich glaube, ich werde es nach diesem deprimierenden Verlust dabei belassen.